Weit in den Norden segeln

Svanens Sommertour führte in diesem Jahr weit nach Norden über Dänemark und Schweden hinaus. Das war schon fast “high latitude”-Segeln, also in den hohen Breiten. Diese Galerie mit einer kleinen Bildauswahl soll zeigen, wie schön Segeln im Norden sein kann – das Wetter, die See und die Häfen an der Ostsee. Unser Langkieler ließ sich zuverlässig bei fast jedem Wetter durch die Schären steuern, an hohen Küsten entlang und in interessante Städte. Den Norden auf dem Wasser zu bereisen ist unvergleichlich, Fahrtsegeln etwas ganz Besonderes.

In welche Häfen und Küsten die Reise führte und welche Abenteuer wir mit der Vindö 32 im Norden erlebt haben, wird bald gesondert berichtet. Dann wird auch diskutiert, warum nicht jede Wettervorhersage stimmt, wie man ein Boot unterwegs in Schuss hält und welche Ziele sich wirklich lohnen. Das hier soll ein kleiner Vorgeschmack sein. Ein “Klick” führt auf die Großansicht, der “Zurück”-Knopf des Browsers wieder auf diese Seite.

Die Grenzen der “Sharing Economy”

Alles nur noch leihen statt kaufen? Nicht besitzen, sondern benutzen? Die Anhänger der “Sharing Economy” sehen darin das Modell einer neuen Wirtschaftsordnung. Doch das funktioniert praktisch kaum, zu viele Hürden stehen dem entgegen, wie eine simple Mietwagenbuchung zeigt. Die Hürden sind zu hoch.

Ausgerüstet mit einem Ausdruck des Vouchers, Führerschein, Ausweis und Kreditkarte am Mietwagenschalter – und ins Verkaufsgespräch. Wer hat das nicht schon erlebt? Denn was ist mit der Reisegepäckversicherung, der Insassen-Unfallversicherung, der erweiterten Haftung, die allesamt nicht abgedeckt seien, wie der Mitarbeiter am Schalter deutlich macht. Und die gewählte Mietwagengröße ist für eine längere Strecke doch auch nicht die richtige. Auch Debatten über die Tankregelung gehören dazu, der Tank wird drei zwei Achtel voll übergeben und bitte so wieder abgegeben.

Und doch: Man könnte diese Gespräche am Mietwagenschalter vermissen. So lästig sie auch waren, man musste sich ja nichts “aufschwatzen” lassen. Das ließ sich auch sportlich absolvieren. Aber heute sind sie einfach wegrationalisiert worden. Die Buchung eines Mietwagens ist dadurch keineswegs einfacher geworden, im Gegenteil.

In der Kleinstadt gab es kaum Autos

So haben wir es erfahren müssen, als wir jüngst in Schweden ein Auto buchen wollten. Erst einmal eines finden! Die bekannten Mietwagen-Preisvergleichsportale priesen zwar alle Angebote für die gar nicht so kleine Kleinstadt in Südschweden an, an deren Hafen wir mit dem Boot angelegt hatten. Doch nach mühseliger Angabe der Daten konnte kein einziges der Portale ein verfügbares Auto aufweisen.

Also kein Preisvergleich, sondern direkt gebucht. Unter den großen Firmen hatte der “große rote Anbieter”, anders als der gelbe, tatsächlich ein Fahrzeug vorrätig, wenn auch nicht wirklich günstig. Wir sind eben nicht auf Mallorca, sondern in Schweden. Der nächste Schritt, der mich ohne Übertreibung eineinhalb Stunden kostete, war der Versuch, meinen Account als “preferred customer” wiederzubeleben. Natürlich war das Passwort längst vergessen und die Zustellung eines neuen klappte auch nicht. Als ich es endlich schaffte, über den Link einer alten Werbemail wenigstens meine “World Discount Number” eintragen zu lassen, staunte ich: Der Preis war mit “Discount Number” genauso hoch wie ohne.

Kreditkartendaten jagen ohne Spur durchs Netz

Also in den sauren Apfel gebissen und gebucht. Natürlich lief die Reservierung über den ausländischen Zahlungsdienstleister erst einmal schief, bevor er eine zweite Kreditkarte akzeptierte. Was mit den Daten aus dem fehlgeschlagenen Versuch passierte – keine Ahnung.

Die Reservierung wurde durchgeführt, konnte aber nicht bestätigt werden. Das müsse manuell geschehen, wurde per E-Mail ausgerichtet. Im Eifer des Gefechtes fiel mir auf, bei den Daten einen Tag zu kurz angegeben zu haben. So würde der schwedische Mietwagen-Abstecher doch etwas kurz werden. Also versucht, die Hotline anzurufen – ein schwerer Fehler. Bei der harmlos erscheinender Nummer in Frankfurt sind zwei Telefoncomputer hintereinander geschaltet, ganz schön raffiniert.

Der erste fängt die Anrufer ab. Unter allen Optionen, die mir das System anbot, haute keine einzige hin. Doch statt eines “Mitarbeiters” (ich habe dieses Wort ungefähr zehnmal ins Telefon gerufen) wurde ich mit dem zweiten Computer verbunden, bei dem ich mit den Telefontasten durchs Menü navigieren durfte. Das Ergebnis: es kam die automatische Ansage, man möge doch bitte die Website besuchen, dort könne man die Buchung verwalten. Was übrigens auch online nicht klappte.

Das Auto mit Hybridantrieb war prima

Elektroautos können durchaus Spaß machen, bei Hybridfahrzeugen allerdings ist die elektrische Reichweite zu gering. Foto: pixabay

Nur wenige Stunden später traf dennoch die Bestätigung ein. Zu dem Zeitpunkt war es mir übrigens schon egal, ob die Mietwagenbuchung funktioniert oder nicht. Und was kam noch einige Stunden später? Die Aufforderung, einen “Online Check-in” zu machen. Natürlich ging es darum, Verwaltungsarbeit dem Kunden aufzuladen, sprich die Führerschein- und Ausweisnummer zu erfassen. Früher gab es dafür eben den Mitarbeiter am Schalter, der die Gelegenheit für ein ordentliches Verkaufsgespräch nutzte.

Wir haben den Wagen schließlich erhalten, aber es hat viel zu viel Zeit gekostet. Wenigstens ließ sich das über das hervorragende schwedische LTE-Netz von Bord des Segelbootes aus machen. Übrigens: Das Auto war prima. Ein geräumiger Kombi mit einem Hybridmotor. Den konnte man an der nächsten Steckdose aufladen, davon gab es erstaunlich viele, und dann geräuschlos 50 Kilometer rein elektrisch weiterrollen. Nicht wirklich sinnvoll, aber Spaß hat es gemacht. Man könnte also sagen: das Produkt war gut.

So wird das nichts mit der “Sharing Economy”

Doch die Lehre der ganzen Geschichte ist: So wird das nichts mit der “Sharing Economy“, die seit ungefähr acht Jahren durch die Medien geistert. Danach wollen Menschen künftig weniger besitzen und sich mehr teilen, ein Gedanke, der weder übermäßig sympathisch ist, auch nicht unbedingt der menschlichen Natur entspricht – aber vor allem ganz praktisch scheitert.

Wer sich durch immer kompliziertere Online-Tools durcharbeiten muss, um eine banale Sache wie eine Mietwagenbuchung vorzunehmen, kommt nicht auf den Geschmack des “sharing”. So erlebt übrigens auch bei einem Anbieter von Elektrorollern in Hamburg, der sich partout weigerte, meinen alten EU-Führerschein als gültig anzuerkennen, sicherheitshalber aber schon einmal eine Anmeldegebühr kassierte, die ich erst nach längeren Diskussionen zurückerstattet bekam.

Und es bleibt noch ein weiteres Problem: Gerade im Mietwagenbereich können manche Unternehmen einfach nicht der Versuchung widerstehen, mit vermeintlichen Schäden zusätzlich etwas Kasse zu machen. So erlebt einmal bei einem Wagen in München, bei dem 400 Euro für einen Kratzer an der Heckklappe entrichtet werden sollten. Glücklicherweise hatte ich den Zustand der Heckklappe vorher per Smartphone dokumentiert und nach längeren Diskussionen nahm der Anbieter (der gelbe) davon Abstand. Seither versuche ich, wo immer es geht, eine Vollkasko ohne Selbstbeteiligung einzubauen – was natürlich Zusatzkosten verursacht.

“Sharing” macht das Leben komplizierter

Nein, Sharing spart kein Geld. Es macht das Leben nicht einfacher, sondern komplizierter. Und der Verzicht, der bestimmten Menschen so reizvoll erscheint, ist in Wirklichkeit ein anderer: Statt auf das eigene Auto, das eigene Boot, die eigene Bohrmaschine, Fahrrad oder was auch immer zu verzichten und diese zu leihen, lautet die Alternative lieber: Vielleicht doch den Bus statt den Mietwagen nehmen, vielleicht kein Boot chartern, die Schleifmaschine lieber selber anschaffen oder gleich improvisieren. Und kaufen und verkaufen ist nicht weniger nachhaltig als mieten.

Solange es Anbieter gibt, die immer umständlichere Buchungssysteme auflegen, die Arbeit nur an den Kunden “outsourcen” sollen, die mit intransparenten Preisen arbeiten oder in Preisvergleichen bevorzugt werden oder gar mit vermeintlichen Schäden an der Mietsache Kasse machen wollen, wird das Vertrauen der Konsumenten bröckeln. Und ohne Vertrauen wird das nichts mit der “Sharing Economy”. Der Begriff gehört momentan eher ins Marketing und ist nicht Teil einer neuen Wirtschaftsordnung.

Der Spinnaker-Baum und der “stabile Schmetterling”

Der „Schmetterling“ ist eine schöne Segelstellung, sobald der Wind genau von hinten kommt. Doch er ist nicht stabil, gerade die Fock fällt gerne ein, sobald der Wind auch nur ein wenig dreht. Abhilfe schafft der Spinnaker-Baum.

So eine Vindö, die braucht Wind. Das Schiff ist ein schwerer Langkieler mit seinen über dreieinhalb Tonnen und es muss schon etwas pusten, bevor sie in Gang kommt. Bei Windstärke Drei gleitet sie noch gemütlich vor sich hin, erst ab vier bis fünf Beaufort kommt Tempo und damit Spaß auf. Dann allerdings hängt sie so manche moderne Konstruktion ab, was zeigt: Langsam ist das Schiff nicht. Sie braucht eben nur etwas mehr Wind.

So hat sich die Skala quasi verschoben. Was früher, auf unserem alten, viel leichteren Boot Windstärke Drei war, ist jetzt quasi Vier und aus Vier wurde Fünf. Das lässt viel mehr Raum nach oben. Doch man sollte eine Reserve einplanen, sollte der Wind stärker werden und beispielsweise in den Bereich sechs gehen.

Der Wind frischt auf, kommt aber von Achtern

Das Großsegel und die Fock stehen gegensätzlich. Allerdings: das Groß wird auf Mast und Rigg gedrückt, was nicht gut ist.

Neulich auf der Ostsee begann der Segeltag mit wenig Wind, viel mehr als Zwei war es nicht. Doch nach einigen Stunden kam langsam ein wenig Wind der Stärke Drei auf, der gelegentlich in den Vierer-Bereich ging. Aber er drehte und kam genau von Achtern, der Wind blies also über das Heck des Bootes hinweg.

Manche Segler greifen jetzt gern zum „Schmetterling“: Das Großsegel wird in die eine Richtung aufgemacht, die Fock in die andere. Fast wie ein alter Rahsegler kann das Boot nun die maximale Menge Wind „abgreifen“, die es vorwärtstreibt. Doch so ein Schmetterling ist instabil, schon bei leichten Winddrehern fällt die Fock in sich zusammen. Zudem besteht immer die Gefahr, dass der Großbaum umschlagen könnte und über das Cockpit rast. Und, Fahrtensegler wissen das: Ein Großsegel, das auf das Rigg und den Mast gedrückt wird, scheuert und nutzt sich ab. Deshalb ist der Schmetterling nur etwas für einen Segelnachmittag, nicht für ganze Tage.

Abhilfe schafft der Spinnaker-Baum

In der „Segelgarderobe“ fehlt bei diesem Schiff noch ein Spinnaker oder auch ein Gennacker, also viel Segelfläche für leichte Winde. Aber der Spinnaker-Baum, der liegt bereit an Decke. Also schnell einen „stabilen Schmetterling“ gebastelt. Dazu wird der Spinnaker-Baum am Mast eingehängt. Weil er lang ist, passt das andere Ende gerade so eben noch auf die Fockschot. Gut, dass der Baum trotz seiner Stärke leicht ist, so lässt er sich noch bequem bewegen.

Die Fockschot wird lose gelassen und nach dem Einhängen angezogen. Wenn man schon auf dem Vorschiff ist kann man auch gleich, mit einer starken Leine ausgerüstet, das zweite Problem beseitigen und dem Baum sichern: Mit einem sogenannten Bullenständer, eine Verbindung von der Spitze des Baums zur Klampe auf dem Vorschiff. Jetzt ist auch die Gefahr des Umschlagens gebannt.

Das Ergebnis: Nur mit der ausgebäumten Fock pflügte „Svanen“ mit 4,2 Knoten durch die Ostsee. Das ist doch schon etwas. Das Großsegel hat dann noch etwas, aber nicht so viel nicht mehr gebracht: 0,8 Knoten zusätzlich. Aber immerhin fuhr sie nun mit 5 Knoten bei leichten Winden über die See. Das ist eine ordentliche Reisegeschwindigkeit. Noch dazu blieben die Segel schön stabil, nichts knatterte, killte oder fiel ein. Ein „stabiler Schmetterling“ also.

Schnell ist der Schmetterling wieder abgebaut

Leider war die ganze Aktion auf dem Weg nach Südschweden nicht von langer Dauer. Schon nach zwei Stunden schlief der Wind wieder ein. Da dümpelte sie nun vor sich hin, die Vindö, die Logge sank und sank und blieb schließlich bei mageren 1,6 Knoten.

Da das Fahrwasser nun enger wurde, war die Entscheidung leicht: Runter mit dem Spi-Baum, runter mit dem Bullenständer, runter mit der Fock und dem Großsegel. Runter mit allem und den Knopf gedrückt: Der Motor startet, die Fahrt wird unter Maschine fortgesetzt.

Weil aber auch der “stabile Schmetterling” dem Großsegel zu schaffen macht, sollte er, wie oben beschrieben, nur kurzzeitig aufgezogen werden. Und die Geschwindigkeitsmessung zeigt: Nur unter Fock geht es auch schon ganz ordentlich weiter. Insofern ist eine einzelne, große Fock, die mit dem Spinnakerbaum ausgebäumt wird, der richtige Kompromiss aus Tempo, Komfort und Sicherheit.

“Seafever”: And all I ask is a tall ship…

Das “Seafever” dürfte jeder Segler kennen – vielleicht nicht so extrem, wie es der britische Autor John Edward Masefield in seinem Gedicht Seefieber (“Seafever”) beschrieben hat. Weil das Werk von 1902 (“I must go down to the sea again, to the sea and the lonely sky”) vertont so fantastisch ist, will ich es hier einmal einbetten, in einer besonders schönen Version. “Until the long trick is over…”

Svanen beim Kranen

Endlich ist unser Boot wieder im Wasser. Noch sind Segeltörns nur eingeschränkt möglich, auch wenn die Bedingungen sich lockern. Aber an ihrem Liegeplatz wird die Vindö auf künftige Reisen vorbereitet.

Das ging gut mit Maske und Abstand: Am Nord-Ostsee-Kanal rollte “Svanen” aus der Halle, dann ins Freilager, dann packte der Kran zu und beförderte die tonnenschwere “Svanen” in hohem Bogen in den Kanal. Von da war es nur ein kurzer Weg durch die Schleuse zu unserem Liegeplatz. Alles läuft – die Arbeiten im Winterlager haben sich gelohnt.

Doch bevor es jetzt auf große Reisen geht, wird das Boot noch ein wenig ausgerüstet. Frischwasser ist schon im Tank. Die Navigation mit aktuellen Seekarten muss noch ein wenig eingestellt werden. Und die Verkabelung kann noch einige Arbeiten vertragen. Tatsächlich: Auf der schwankenden “Svanen” am Steg macht das doch noch mehr Spaß als in der Halle. Hier eine kleine Bildergalerie.

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Ein Jahr Lockdown: Wie sich die Berichterstattung änderte

Die Pandemie hat auch die Berichterstattung in der Wirtschaft gehörig durcheinandergewirbelt. Zeit für eine kleine Bilanz. Denn nach über einem Jahr Corona-Lockdown zeichnet sich langsam eine gewisse Normalisierung ab.

Als der Lockdown Mitte März 2020 losging, änderte sich auch die Berichterstattung gehörig, besonders, wenn man einen auf Norddeutschland ausgerichteten Wirtschaftsraum betrachtet. Noch im Februar 2020 war es auch im Wirtschaftsressort eine Mischung von Nachrichten aus Wirtschaft und Politik, von Unternehmens- und Personaliengeschichten und einem guten Schuss Verbraucherjournalismus für die Leser, plötzlich standen ganz neue Herausforderungen an.

Beinahe wöchentlich galten neue Regeln. Manche leuchteten sofort ein, manche erschienen fast schon skurril. Plötzlich gab es Geschäfte, die noch öffnen durften und solche, die schließen mussten. Geradezu willkürlich mutet heute die Quadratmeter-Regelung an, die oberhalb einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern in Schleswig-Holstein einen Schnitt setzte. Also waren vor allem Erklärungen angesagt. Woher kommen diese Beschränkungen? Wie sehen sie aus? Was bedeuten sie, für die Verbraucher ebenso wie für die Kaufleute? Das wichtigste Hilfsmittel größerer Einkaufsmärkte wurde das Flatterband, mit dem die “zu großen” Bereiche einfach abgesperrt wurden.

Doch auch die konkreten Auswirkungen der umfangreichen Beschränkungen rückten mehr ins Bild. Man denke nur an das Schicksal unzähliger Solo-Selbstständiger, denen plötzlich die Auftraggeber wegbrachen, und die Hartz IV beantragen mussten. Da steckte so manche dramatische, persönliche Geschichte dahinter.

Die Agentur für Arbeit lieferte ständig neue Daten zum Arbeitsmarkt in der Corona-Krise. Foto: succo / Pixabay

Nebenher lieferte natürlich die unglaubliche Ab- und dann rapide Aufwärtsbewegung auf den Aktienmärkten immer wieder Raum für spannende, auch Verbraucher und Anleger orientierte Geschichten. Auch der Arbeitsmarkt, der erhebliche Dellen in der Corona-Krise abbekam und sich doch, auch mithilfe von Kurzarbeit, dann auf einem einigermaßen gleichbleibendem Niveau hielt, lieferte ständig neue Schwerpunkte der Berichterstattung.

Die Hilfsprogramme gerieten in den Fokus

Vor allem am Anfang griffen die Hilfeprogramme relativ zügig. In einer Zeit, wo die Anträge noch oft im eigenen Bundesland bearbeitet wurden, konnte auch die Antragsflut zügig abgeschichtet werden, wie immer wieder aus der Wirtschaft zu hören war. Als sich im Laufe des Jahres die Bundes-Hilfsprogramme etablierten, die mit ganz anderen Volumina ausgestattet wurden, wuchsen aber gleichzeitig auch die Probleme.

Die Bearbeitung der Anträge wurde zäher, die Unternehmen oft allein gelassen. Damit wandelte sich auch der Fokus der Berichterstattung: Nach dem Erklären der Maßnahmen und den Auswirkungen auf die Verbraucher und dann der Darstellung vieler Schicksale Betroffener geriet langsam die Kritik in den Vordergrund.

Milliarden standen für die Überbrückungshilfen bereit, doch die Auszahlung lief schleppend an. Foto: pixabay

Gerade mit dem zweiten Lockdown Anfang November wurde das deutlich. Wer erinnert sich nicht an die vollmundig von der Bundesregierung angekündigten “Novemberhilfen”, die dann erst nicht im November, dann auch nicht im Dezember zur Auszahlung kamen? Erst nach der Jahreswende liefen die richtig an. Die Programmierung der Antragssysteme stellte offenbar das Ministerium in Berlin vor nicht gekannte Herausforderungen.

Der Lockdown wurde zum Alltag

Das mündete dann in neuen Überbrückungshilfen, die glatter liefen als die Programme vorher. Der Lockdown wurde auch in der Wirtschaftsberichterstattung zur neuen Realität. Seine stabilen, drastischen Beschränkungen änderten sich nach der Jahreswende nur wenig, die Wirtschaft blieb, wenn sie nicht arbeiten konnte, eingefroren.

Zwischendurch gab es aber immer wieder geradezu schockierende Entwicklungen, etwa den Tarifstreit in der Metallindustrie, den die Gewerkschaft startete und dem die Arbeitgeber erst fassungslos, dann aber durchaus reaktionsschnell gegenüberstanden.

Thematisch auf breiter Front kam erst wieder Bewegung auf, als in Schleswig-Holstein zum Beispiel stufenweise wieder geöffnet wurde. Erst “verschlang” die Erläuterung der neuen Regeln viel Raum, dann die Umsetzung und schließlich die Kritik daran. Aber es war wieder Leben in den Teilen der Wirtschaft, etwa dem Handel oder den Dienstleistungen, die vorher eingefroren waren.

Ein Stück Normalisierung zeichnet sich ab

Nebenher kamen auch wieder klassische Wirtschaftsthemen auf, die vorher in Hintergrund gerückt waren. Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise? Was ist mit den Immobilienpreisen, die in vielen Regionen ungeachtet Corona immer wieder anstiegen? Und gerade erst haben wir uns dem Thema Strafzinsen wieder gewidmet, die mittlerweile von vielen Banken und Sparkassen erhoben werden – was viele Monate nur eine untergeordnete Rolle spielte.

Das dürften die ersten Anzeichen der Normalisierung sein. Statt schockierender Corona-Nachrichten, neuer Beschränkungen und deren Auswirkungen und dann der langsam laufenden Impfkampagne kommen jetzt die normaleren Themen zurück, in ihrer ganzen Bandbreite vom verbraucherorientierten Journalismus bis zu den übergreifenden Auswirkungen des Klimawandels. Zwar wird die “Normalisierung” noch einige Monate dauern, aber sie ist erkennbar.

Und was bleibt nun?

Mein Fazit nach einem Jahr Corona: Die Krise hat gezeigt, wie wichtig nicht nur das Erklären von neuen Entwicklungen und wirtschaftspolitischen Maßnahmen ist oder die Darstellung der Betroffenheit ist, sondern auch, dass die Einordnung und die Kritik mehr denn je eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftsberichterstattung ist, auch regional.

Im Winterlager: Ein Besuch bei der Arbeit

Im Corona-Lockdown bietet sich die Arbeit im Winterlager natürlich geradezu an. Gerade weil sie noch möglich ist, während ja alles andere schon eingeschränkt ist. Unten steht eine kleine Bildergalerie mit einigen Impressionen von den Arbeiten am Schiff. Dazu gehört normalerweise: Den Teil des Rumpfes, der normal unter Wasser ist, anschleifen und mit neuer “Antifouling”-Farbe anstreichen. Sonst wachsen die Muscheln.

Dann an Deck des Schiffes alle Holzteile anschleifen, mit feinem Schleifpapier. Abwischen und mit zwei Schichten Klarlack versehen. Und gleich, ob es draußen stürmt, schneit oder regnet – der Lack kann in Ruhe trockenen. Hauptsache es ist wärmer als fünf Grad, denn darunter wird der Lack doch sehr zäh, um ihn zu verstreichen.

Im Winterlager wird vor allem lackiert

Also haben wir mit dem Lackieren bis Anfang März warten müssen. Einige Extra-Arbeiten kommen natürlich auch dazu: So habe ich die Wand im Cockpit neu verklebt und einige schwarze Stellen im Holz entfernt. Das wird dann in viele Schichten aufwendig neu lackiert.

An der Elektrik gibt es auch immer etwas zu tun, um die Verkabelung etwas sauberer zu gestalten. Und siehe da: Die Abende werden länger und plötzlich wird es schon April und den Krantermin im Frühjahr rückt näher. Schon bald soll “Svanen” wieder ins Wasser der Ostsee abgesenkt werden.

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Im Lockdown sind die Städte eingefroren

Der Lockdown wird wohl länger dauern. Doch was kommt eigentlich danach? Bislang setzt der Online-Handel seinen Siegeszug ungebremst fort. Welche klugen Konzepte gibt es denn abseits des Handels? Nur Wohnen und Gastronomie?

Seit eineinhalb Monaten haben fast alle Geschäfte im Einzelhandel geschlossen. Wer abends durch die Stadt spaziert oder fährt, der sieht: Es ist wirklich überhaupt nichts mehr los. Das bisschen Leben, das tagsüber noch an mancher Einkaufsstraße herrscht, verzieht sich nach Sonnenuntergang. Eigentlich eine gute Zeit zum Einkaufen: In einem großen Verbrauchermarkt in der Wik in Kiel konnte man vor dem Lockdown am Sonnabend gar nicht mehr einkaufen, so voll war es. Und jetzt spazieren nach 20 Uhr vielleicht noch drei Kunden durch die Gänge.

Ein Besuch im Verbrauchermarkt

Gerade wurde wieder einmal über die Zukunft von Real diskutiert. Die Märkte sollen nach und nach verkauft oder geschlossen werden. Während sich die Unsicherheit anderenorts langsam lichtet, steht für die Filialen in Schleswig-Holstein noch nichts fest. Aber sie bieten einen gespenstischen Eindruck, die noch geöffneten Real-Märkte, wie im Gewerbegebiet Schwentinental bei Kiel.

Der Parkplatz ist an einem Dienstagabend im Lockdown kaum gefüllt. Da steht eine kleine Gruppe Jugendlicher, die offenbar gelangweilt Rennen mit Einkaufswagen fahren. Am etwas in die Jahre gekommenen Eingang sieht man deutlich den Investitionsstau, der hier herrscht. Und drinnen? Ist es gar nicht mal so leer. Die Kunden bummeln in kleinen Zweier- und Dreiergruppen durch die Gänge. Sie halten hier, schauen da. Dann laden sie aber nur wenig in ihre Einkaufswagen. Wie ein Shopping-Bummel in der Innenstadt sieht das aus. Vom Fahrrad bis zum Fernseher gibt es in diesen Märkten viel mehr als Lebensmittel zu kaufen. Freizeitbeschäftigung Einkaufen, spätabends, im ansonsten dunklen Gewerbegebiet. Übrigens zeigen Konsumentenstudien, dass Einkaufen in Deutschland die beliebteste Freizeitbeschäftigung ist. Kein Wunder, das so vielen im Lockdown die Decke auf den Kopf fällt.

Tipping-Point: das Kartenhaus fällt um

Das führt zu der Frage, was denn aus den Innenstädten werden soll, angesichts immer neuer Rekordumsätze im Onlinehandel. Der “Tipping Point” sei überschritten, heißt vom Verband der Onlinehändler. Ein schöner, bitterer Anglizismus. Man kann sich buchstäblich vorstellen, wie der klassische Einzelhandel umfällt. Kein Wunder, im Lockdown gibt es nicht sehr viele Shopping-Möglichkeiten, neben Online-Bestellungen wären da nur besagte Verbrauchermärkte.

Online-Shopping
Lieblingsbeschäftigung Shopping: das ist eigentlich nur noch online möglich. Foto pixabay

In diesem provozierenden Beitrag “Sprengt die Fußgängerzonen” kann es nicht schnell genug gehen mit dem Niedergang unattraktiver City-Einkaufsstraßen. Angesichts des Online-Booms hätten die sowieso keine Chance. Da mag viel Wahres dran sein, aber wollen wir das wirklich? Was soll denn in den Innenstädten sinnvolles passieren? Da wäre eigentlich nur mehr Wohnen – an einem mäßig attraktiver Standort. Oder mehr Kultur – aber die gibt es an anderen Standorten in der Stadt schon. Oder gar mehr Gastronomie, die es anderenorts auch schon reichlich gibt. Bleiben noch Behördenzentren.

Neue Rezepte sind bislang nicht in Sicht

Ein Zentrum bindet eine Stadt zusammen und stiftet ihr Identität – das haben wir häufig genug gehört. Und dazu gehört auch Einkaufen. Es ist doch klar: Eine mäßig attraktive City-Meile mit Kettengeschäften tut immer noch mehr für eine lebendige Stadt als eine reine Wohnstraße oder eine Gastro-Meile. Voll im Trend lag es, zumindest in der Vor-Corona-Zeit, den Autoverkehr aus den Städten zu verbannen. Auch das sollte noch einmal überdacht werden. Eine aufpolierte, aber menschenleere Fußgängerzone, in der die meisten Geschäfte leer stehen, erfüllt keine City-Funktion. Das schreckt eher ab. Etwas Verkehr sorgt zumindest dafür, dass die Kunden auch in die Städte kommen.

Besser wäre es, auf manchen Verbrauchermarkt auf der grünen Wiese verzichten. Jedenfalls besser, als die Innenstädte endgültig zu begraben oder untätig zu bleiben. Oder gar die Rezepte von vor fünf Jahren nach dem Lockdown umzusetzen. Aber gute Ideen und eine gute Mischung, die fehlen bislang noch. Natürlich gibt es Einzelhandelskonzepte, die auf das “Erlebnis Einkauf” setzen. Wie das aber zu einer funktionierenden Innenstadt zusammengebunden werden kann, ist offen. Hoffentlich kommen die bald, denn bis dahin wird der Siegeszug des Online-Handels weitergehen.

Auf dem Weg ins Winterlager

Einmal, da muss es vorbei sein – Segler an Nord- und Ostsee können das jedes Jahr sagen, wenn das Boot nicht im Wasser bleiben soll. Im Mai gings rein, im Oktober schon wieder raus. Dabei wäre ein Boot im Wasser gerade jetzt, im zweiten Lockdown, nicht übel. Aber das wollten wir der Vindö mit ihrem Holz nicht antun, sie sollte lieber in ein trockenes Plätzchen. Die Saison ist ja längst beendet und das Wetter spielt auch nicht mehr mit.

Nun hat sich Svanen in eine Bootshalle am Nord-Ostsee-Kanal zurückgezogen, wo sie, ein Blechdach über dem Deck, auf das Frühjahr wartet. In einer Halle kann man auch bei Wind und Wetter gut arbeiten. Denn im Winter stehen wieder einige Holzarbeiten an und natürlich wird auch das Unterwasserschiff neu gestrichen. Diese kleine Bildergalerie zeigt ihre letzte Reise in diesem Jahr.

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Wenig später machen wir das gleiche Manöver am Binnensee noch einmal: Unsere Jolle, der Conger, muss auch an Land. Mit ihm hatten wir die Saison eröffnet, er beschließt sie auch wieder. Eine Jolle ans Ufer zu holen – das geht in kleinerem Maßstab, ohne Maschinen und Helfer. Mit einer Kurbelwinsch wird die schwere Jolle das Ufer hinauf gezogen, auf Rundhölzer gestützt. Dann kann abgetakelt werden und die blaue Winterpersenning kommt über das Deck. Fertig. So kann auch die Jolle die Wintermonate überstehen.

Bis zur nächsten Saison im neuen Jahr.

Lockdown Nummer zwei kommt näher

Die Vorzeichen standen im Frühherbst nicht so schlecht: Der Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt schien weniger stark, der Arbeitsmarkt zeigte sich etwas besser. Doch jetzt steigen die Infektionszahlen. Eigentlich ist klar, wohin das führt – in den zweiten Lockdown.

Die Furcht vor einem zweiten Lockdown ist schon ziemlich allgegenwärtig: Kaum ein Tag vergeht, indem nicht ein Verband, eine Unternehmensvereinigung oder Kammer vor den Folgen einer zweiten Schließung warnt. Ökonomen, Bildungsexperten, die Bundeskanzlerin selbst wissen sehr wohl um die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.

Gleichzeitig wird die Infektionslage immer dramatischer. Tag für Tag färben sich auf dem RKI-Dashboard beispielsweise mehr und mehr Landkreise gelb, rot und dann dunkelrot ein. Das Band der Kreise, die längst über 50 Covid-19-Fällen (je 100.000 Einwohner in sieben Tagen) sind zieht sich im Westen von Bremen und Südwestdeutschland bis Berchtesgaden, und jetzt rollt auch im Osten, wo die Infektionszahlen bislang niedrig lagen, mit der Farbe Rot die Karte von Süd nach Nord aus. Man konnte das exemplarisch an Bremen sehen, wo die “50er Marke” in der ersten Oktoberhälfte in raschen Schritten “geknackt” wurde und jetzt weit über 100 liegt.

Die Appelle wirken sehr zahm

Noch gibt es Regionen wie Schleswig-Holstein, in denen das Infektionsgeschehen niedrig ist. Wenn hierzulande Aufregung um das Überschreiten der 35er-Warnschwelle entsteht, wirkt das schon skurril im Vergleich zu Landkreisen, die gegen das Überschreiten der 100-er Schwelle kämpfen. Aber natürlich weiß jeder, dass es auch hier oben nicht so bleiben wird.

Der Satz von Markus Söder, wir seien näher an einem Lockdown als viele glauben, bekommt eine unangenehme Durchschlagskraft. Doch was haben die Appelle und Mahnungen der vergangenen Wochen gebracht? Niemand dürfe jetzt in Pandemiemüdigkeit verfallen, sagte Ministerpräsident Daniel Günther gerade erst. Das sei für jeden eine Herausforderung, er empfehle Masken zu tragen und die Aha-Regeln zu befolgen. Das sind freundliche Worte an die Bürger gerichtet, die aber angesichts des Infektionsgeschehens doch sehr milde wirken. Günther gibt fast schon den Anti-Söder, mit freundlichen Appellen, die gegen scharfe Warnungen stehen.

Was wird vom Silberstreif am Horizont bleiben?

Die Analysen zur wirtschaftlichen Lage, die wir in den vergangenen Wochen auf den Schreibtisch bekamen, hatten eine optimistische Tendenz. Am Arbeitsmarkt zeige sich ein Silberstreif am Horizont, der heller werde, hieß es beispielsweise in der Regionalanalyse der Agentur für Arbeit. Das sehr präzis arbeitende Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnete mit einem kleineren Einbruch des Bruttoinlandsproduktes als erwartet. Auch die jüngste Umfrage der Industrie- und Handelskammern zeigte, dass die Erwartungen vieler Unternehmer besser wurden.

Hoffen wir, dass davon etwas bleibt, wenn das Infektionsgeschehen ungebrochen so weiter gehen sollte. Es gibt sehr wenige Landkreise, in denen die 7-Tage-Inzidenz gesunken ist. Und dort wo dies geschah, im Landkreis Friesland etwa, sind die Zahlen nach einigem Auf und Ab wieder angestiegen. Die Mahnungen, sich an die Regeln zu halten und die Warnungen vor einem zweiten Lockdown sind ohne Zweifel richtig. Doch es wäre langsam eher an der Zeit, die Vorbereitungen für den zweiten Lockdown anzugehen – und dabei die Öffentlichkeit ebenso einzubeziehen wie das Parlament.

Mit einer durchdachten Vorbereitung wären die Folgen besser abzumildern, als wenn das Thema ausgegrenzt wird. Bei 20.000 Neuinfektionen am Tag brechen die Gesundheitsämter zusammen, warnte der Präsident des Robert-Koch-Instituts. Wir bewegen uns mit großen Schritten dorthin. Am Sonnabend, 24. Oktober, waren es knapp 15000. Wo stehen in Zahlen in einer Woche? Schauen Sie selbst nach im Dashboard.

Öpckdown vor einem Einkaufszentrum
Leerer Parkplatz: Der Lockdown vor einem Einkaufszentrum im Frühjahr. Foto: pixabay / Eugen Visan