Vom Reiz des Segelns

Warum segelt Ihr eigentlich, werden wir öfters gefragt. Was ist dabei besonders, was ist anders? Passionierte Segler werden darauf natürlich eine Antwort haben, jeder für sich eine eigene. Für alle Nicht-Segler will ich einmal kurz versuchen, den Reiz des Segelns zu beschreiben.

Da ist zunächst einmal das Meer, auf dem man sich bewegt. Es ist eben völlig anders, eine Küste entlangzusegeln, eine Bucht zu überqueren oder quer durch die Ostsee zu pflügen, als eine der üblichen Reisearten zu nehmen. Autos fahren auf Straßen, Züge auf Schienen, Flugzeuge fliegen – da kommt man überall hin, das ist Alltag.

Svanen passiert Schloss Kronborg in Dänemark.

Das Segelboot segelt – logischerweise. Es wird vom Wind angetrieben und das ist eine Herausforderung an sich. Bei wenig Wind muss man den leisesten Hauch einfangen, um überhaupt voranzukommen. Bei viel Wind muss man ständig auf der Hut sein, kommt aber pfeilschnell voran. Wenn da nicht die Wellen wären, die jenseits von sechs Windstärken auch auf Ostsee beachtliche Ausmaße annehmen und ausgesteuert werden wollen.

Und wie ist das da draußen, mitten auf dem Meer, wenn man kein Land mehr sieht? Zugegebenermaßen, das ist am Anfang ungewohnt. Wenn es kein Handynetz mehr gibt und nichts als Wasser herum. Doch in diese Freiheit taucht man schnell ein, es kommt der Reiz des Segelns dazu – kein anderes Boot in Sicht, kein Hindernis, nichts als Weite. Wobei sich unsere Weite auf das Kattegat und die Ostsee beschränkt – noch ist dies ja schließlich kein Weltumsegler-Blog.

Nach dem Anlegen wird es gemütlich

Dafür stellt sich nach einem langen Törn das Gefühl ein, etwas vollbracht zu haben. Man liegt gut vertäut im Hafen, während der Wind noch pfeifft und die Brecher gegen die Mole schlagen. Jetzt kann man es sich gemütlich machen: Da geht nichts über ein gepflegtes Anlegebier im Cockpit. Das Boot ist ja immer mit dabei, keine Hotelsuche, kein Einrichten auf einem Campingplatz.

Fest vertäut im Hafen.

Das Segeln hat aber auch ein Ziel: Wir reisen tatsächlich mit dem Segelboot. Das können kleine Inseln in Dänemark und Schweden sein, ein Wochenendtörn in die dänische Südsee, das können aber auch Städte sein – Kopenhagen, Malmö, Arhus und Göteborg lassen sich sehr gut von Deutschland mit dem Boot erreichen. Und wenn man mitten in der Stadt ist, kann man auch gleich auf dem Boot wohnen. Allerdings ist man, abhängig von Wind und Wetter, mit dem Segelboot manchmal etwas länger unterwegs. Bis nach Oslo wollen wir erst noch kommen.

Die Reviere sind vielfältig

Aber die Ziele, oder die Segelreviere, die man bereisen kann, sind oft vielfältig. Man könnte sagen: Auf dem Wasser vor der Haustür wartet das Abenteuer. Wir waren mit unserem ersten Boot, einer Kelt 620, schon von Deutschland aus in Dänemark unterwegs. Mit dem zweiten Boot, einer Jaguar 25, haben wir in Berlin am Wannsee gelegen. Mit umgeklapptem Mast ging es mitten durch die Hauptstadt, aber auch die Kanäle bis zur Ostsee bei Swinemünde hinunter und dann nach Bornholm. Mit dem Boot sind wir aber auch auf der Weser gesegelt, von Bremerhaven nach Bremen und ins Wattenmeer nach Wangerooge.

Gemütlichkeit im Salon.

Jetzt sind wir mit unserem dritten Boot, einer Vindö 32, unterwegs. Es ist kein Zufall, das wir schließlich bei einem schwedischen Langkieler gelandet sind. Das Boot ist nicht nur schön anzusehen, weil Deck, Cockpit, Salon und Kojen komplett aus Holz sind, aus Mahagoni und Teak. Das ist stilvoll und gemütlich. Kein Wunder, die dänischen Vorbesitzer haben das Boot auch liebevoll eingerichtet und gepflegt. Vieles ist noch original aus dem Baujahr 1979. Dazu ist die Vindö nicht nur schön, sondern sehr seefest. Ich will das so illustrieren: Vorher war bei fünf Windstärken meist die Schwelle erreicht, ab der es ungemütlich wurde. Mit der Vindö fühlt man sich bei sechs Windstärken und ordentlichen Brechern noch sehr gut aufgehoben. Und schnell ist man dann auch. Sie hat eben einen langen Kiel, keinen modernen Stummel am Rumpf. Das gibt Sicherheit.

Am Ende sind es eine Vielzahl von Gründen, die den Reiz des Segelns ausmachen, dies waren nur einige. Jeder Segler wird individuell andere haben. Doch es ist und bleibt die schönste Art der Fortbewegung.