Samstagmittag, am Kai am Nord-Ostsee-Kanal: Wir stehen mit Mundschutz und Handschuhen neben dem Kran, der eng getaktet Boote aus dem Winterlager ins Wasser befördert. In Corona-Zeiten ist Abstand halten angesagt, man darf es nicht vergessen, auch niemandem die Hände schütteln. Also warten wir in respektvoller Entfernung.
Dann kommt ein Fahrzeug mit einem Spezialanhänger angerumpelt, auf dem unsere Vindö 32 “Svanen” steht. Bis zum Schluss wurde an ihr gewerkelt: Der Propeller ist ausgebaut und in Bremen überholt worden. Und immerhin fünf Seeventile, das sind die Durchbrüche im Rumpf, über die zum Beispiel das Wasser fürs Waschbecken kommt, sind ausgetauscht worden.
Rasch hängt das immerhin vier Tonnen schwere Schiff in den Gurten, die wiederum an Kranhaken hängen, und wird angehoben. Ein faszinierendes Bild: Ein schweres Segelboot, das durch die Luft schwebt, über die Kaikante, dann nach unten, ins Wasser.
Der erste Blick gilt natürlich den Seeventilen der Vindö. Der Werkstattmeister steigt ins Boot und hebt Stück für Stück die hölzernen Bodenplatten an, während “Svanen” noch in den Gurten hängt. Eigentlich hatte ich keine Zweifel: Die neuen Ventile scheinen dicht zu sein. Dann wird das Schiff ganz abgesenkt und die Gurte werden entfernt. Wir haben Kranmanöver auf der Marina Lanke Berlin am Wannsee und in Bremerhaven erlebt. Alle liefen profesionell ab. Doch die Routine und auch das Tempo, das hier an den Tag gelegt wird, dürfte kaum zu toppen sein.
Die erste Fahrt im Sonnenschein auf der Förde
Die Sonne scheint, es geht fast direkt in die Schleuse und auf der anderen Seite auf die Kieler Förde. Ruhig liegt das Schiff im Wasser, ein frischer Wind weht. Unglaublich, nach einem langen Winter und den vielen Wochen des “social distancing”. Im Sonnenlicht glänzen die Decksaufbauten der Vindö, an deren Holz wir im Winter viele Stunden geschliffen und lackiert haben.
Sieht ganz gut aus – dafür, dass wir keine Holzprofis sind, sondern, nun, “engagierte Amateure” würde ich das nennen. Und der neue Propeller lässt sich auch gut an. Jetzt liegt das Schiff wieder an seinem Liegeplatz in Kiel, sicher vertäut. Ein großes Stück Freiheit in der Corona-Krise.
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